Nach der Coronakrise sagen Experten eine Wirtschaftskrise voraus. Was beunruhigend klingt, birgt Chancen. Für das Klima und damit auch für uns Menschen. Doch wie hängen Wirtschaft und Klima eigentlich zusammen? Und bringt die Wirtschaftskrise nicht vielleicht sogar eine letzte Chance für das Klima? Quercustexte gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte zweier Welten.
1992 war das Jahr, in dem zwei Welten versuchten parallel zueinander zu existieren, jedoch in völliger Ignoranz der anderen gegenüber.
Ich rede von HANDEL UND KLIMA. Bei beiden wurde in diesem genannten Jahr bei der Klimarahmenkonvention der UN (UNFCCC) in Rio de Janeiro und dem Nordamerikanischem Freihandelsabkommen (NAFTA) bahnbrechende Abkommen verabschiedet.
Naomi Klein schreibt in “Kapitalismus vs. Klima”: “Auf beiden Seiten bemühte man sich, so zu tun, als würde die andere nicht existieren, und ignorierte die eklatantesten Fragen zu dem Problem, welche Auswirkungen der eine Prozess auf den anderen haben könnte.”
Wirtschaft gegen Klima: 30-0
Die Klima-Seite war durch die Hierarchie in einer unterwürfigen Situation. Die expandierende Weltwirtschaft sollte vor Handelsbeschränkungen geschützt werden. Mit Erfolg: Auf handelsbeschränkende Maßnahmen wie Programmen für erneuerbare Energien mit lokalem Werschöpfungsanteil wurde und wird bis heute weitestgehend verzichtet. Ebenso auf eine Beschränkung von Gütern, die besonders schlecht in der Klimabilanz dastehen. Bei weiteren Verhandlungen wie der Gründung der Welthandelsorganisation oder das Handelsabkommen TPP wurde verabschiedet, dass das Klima den Handel unter keinen Umständen ausstechen sollte. Mit Erfolg: Seit dreißig Jahren, also seit Beginn der Globalisierung, verliert das Klima. Es steht 30-0 für die Wirtschaft.
Der weltweite Handel und die globalisierte Wirtschaft ist einer der ausschlaggebendsten Gründe, warum wir kehlkopftief in der Klimakrise stecken. Wenn wir die so geringe verbleibende Zeit, die wir noch haben, für eine Kehrtwende nutzen wollen, dann braucht es eine ziemlich grundlegende Umgestaltung der Wirtschaft. Wir sollten, nein wir müssen eine kommende Wirtschaftskrise als positive Herausforderung für die Rettung des Klimas begreifen und nutzen. Ja, wir müssen die Wirtschaftskrise als Chance für das Klima sehen.
Letzte Chance für Klima heißt komplett neu denken
Ich persönlich sehe den Zug für eine Umgestaltung weg von einem Kapitalismus, der unsere Lebensgrundlagen zerstört, hin zu einem grünem Kapitalismus mit erneuerbaren Energien, schon abgefahren. Es würde zu lange dauern, bis wir die Infrastruktur dafür bereitstellen können. Ich denke, wir müssen komplett neu denken.
Weg vom Wachstum, hin zu einem neu gedachten BIP. Schluss mit Produktionsketten, die auf den geringsten Preis bei einer größtmöglichen Ausbeutung von Menschen und Ressourcen setzen.
Wie das zu schaffen ist, ist mir nicht klar. Experten erwarten nach der Coronakrise eine Wirtschaftskrise. Vielleicht ist die Krise 2020 ja die letzte Chance, eine komplett neue Struktur aufzubauen und damit das Klima zu retten? Wenn die Coronakrise eine für die Weltwirtschaft tödliche Folge hätte, dann könnte das eine gute Nachricht in einer schlechten sein.
30 Jahre, 800 Millionen Menschen
Es wäre ohne Frage eine Herausforderung, die unfassbar vielschichtig wäre und für sehr viele Menschen unmittelbar große Einschnitte bedeuten würde. Aber mittelbar wäre das DIE Chance, eine gute Zukunft für kommende Generationen zu schaffen.
Die Klimakrise wird gerne auf eine belächelte Gruppe von “Klimarettern” abgeschoben. Aber diese Krise geht jeden etwas an. Es ist eine Menschheitskrise! Es geht nicht mehr darum, ob der Meeresspiegel jährlich “nur” um 3,3 Millimeter steigt! Alleine diese paar Millimeter würden bedeuten: In 30 Jahren, wenn meine Tochter gerade mal 33 ist und ich mit 59 vielleicht schon das erste Mal Oma werde. Dann suchen sich 800 Millionen Menschen, die an den Küsten leben, einen neuen Ort, um zu leben.
Überlegt mal, WIE BALD und WIE VIELE MENSCHEN das sein werden! Es kommt aber noch heftiger. Es geht mittlerweile, nach dreißig Jahren Nichtstun um mehr. Nämlich ob die Menschheit auf einem Planeten, der durch stark veränderte Dynamiken (für uns Wesen) lebensfeindlich werden würde, diese Krise überhaupt überleben wird.
Nach Coronakrise kommt Wirtschaftskrise: Nutzen wir die letzte Chance fürs Klima?
1992, als die Schranken für den globalisierten, profitorientierten Kapitalismus geöffnet wurden, wurde vor einer Klimakrise gewarnt. Seither haben wir dreißig Jahre lang grenzenlos produziert und konsumiert. Und sind mittlerweile nicht mehr in einer Klimakrise, sondern in einer Menschheitsüberlebenskrise.
Die zwei Welten wie sie im Moment existieren, Handel und Klima, haben in unserer einen Welt zusammen keinen Platz. Wir haben die Welt des Klima schon ausreichend und fast unumkehrbar verändert. Jetzt ist es höchste Eisenbahn, die Welt des Handels in Angriff zu nehmen. Der Coronavirus hat die Welt 2020 verändert. Folgt jetzt die Wirtschaftskrise, nutzen wir diese Chance, das Klima zu retten? 2020 könnte der letzte Zeitpunkt dafür sein. Ich hoffe, wir nutzen ihn.