Langsam erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf. Noch kann man sich nicht vorstellen, dass die Bäume wieder ein dichtes Blätterkleid tragen werden und die Landschaft bald einen grünen Anstrich mit bunten Farbtupfer bekommen wird.
Doch wer genau hinsieht, kann die Vorboten des Frühlings schon erkennen. Schneeglöckchen und Winterlinge spitzen aus dem Boden und erkunden als die ersten Auskundschafter der Pflanzenwelt die Lage der Winterwelt: “Wie sieht es aus, das neue Jahr?”
Und auch wenn die Bäume und Gehölze von der Ferne so aussehen, als verschliefen sie diesen ersten zarten Frühlingskontakt, hat sich bei näherem Hinsehen schon erstaunlich viel getan.
Still und heimlich halten sich die künftigen Triebe in ihren Knospenbetten versteckt. Schon seit dem Herbst warten sie auf die wärmen und längeren Tage des Frühlings, um austreiben zu können. Und so “gleich” die kahlen und blätterlosen Bäume im Winter aussehen, so gibt es auch in der kalten Jahreszeit eindeutige Unterscheidungsmerkmale, mit denen man sie eindeutig bestimmen kann. Neben dem Habitus (also der Wuchsform des Baumes) sind das die Knospen.
Beim nächsten Winterspaziergang oder Frühlingsspaziergang mit eurem/n Kind/ern oder auch allein könnt ihr mal einen genaueren Blick auf die Bäume und Büsche werfen. Sehen die Knospen wirklich bei jedem Baum unterschiedlich aus?
Ich stelle euch hier drei besonders gut zu erkennende Knospen und ihre dazugehörigen, häufigen Baumarten vor. Damit könnt ihr den Spaziergang auch zu einem kleinen Wettbewerb machen: Wer findet alle drei Knospen?
1. Die Knospen der Rosskastanie
Die gemeine Rosskastanie trifft man mittlerweile in vielen Parks und entlang von Straßen an. Ursprünglich stammt sie aus den Balkanländern und ist in Mitteleuropa ein häufig und gern gesehener Baum. Vor allem bei Kindern und Familien, die im Herbst ihre Früchte sammeln und damit basteln, spielen (oder Waschmittel herstellen).
Im Winter kann man die Kastanie sehr gut an ihren Knospen erkennen. Die Endknospe (also die letzte Knospe des Astes) ist sehr groß – und sie ist klebrig. Als wäre sie von einer Schicht Honig überzogen. Die künftigen Blätter und auch die Blüte sind in dieser Knospe bereits vorbereitet. Durch den klebrigen Harz werden sie geschützt und kommen so hoffentlich unbeschadet durch den Winter.
Ein weiteres hilfreiches Erkennungsmerkmal: Die auffälligen Narben an den Ästen.
2. Die Knospen der Esche
Ganz anders als die Knospen der Rosskastanie sind die der Esche. Erstens ist da der Größenunterschied. Eschenknospen sind wesentlich kleiner als Kastanienknospen – und samtschwarz.
Die Esche erkennt man im Winter aufgrund ihrer einzigartigen Knospen sehr einfach. Solche zwiebelspitze, samtschwarze Knospen gibt es sonst nicht.
Für Anfänger der Knospenbestimmung also bestens geeignet, da Verwechslungsgefahr ausgeschlossen ist.
Nicht verunsichern lassen, wenn die Äste grünlicher sind, als auf dem oberen Foto. Die Blatttriebe sehen etwas anders aus, die Knospenfarbe und Form ist jedoch gleich.
3. Die Knospen der Rotbuche
Ganz anders als die beiden Baumarten sind die Knospen der Rotbuche beschaffen. Allein schon wie sich der Ast anfühlt, ist ganz anders als von der Rosskastanie oder der Esche. Der Buchenast ist ganz weich, biegsam und die Knospe daran wirkt wie ein feiner Pinsel.
Die Knospe der Rotbuche ist länglich und schmal. Ihre Farbgebung ist bräunlich-rot.
Aller Anfang ist schwer
Knospenbestimmung kann am Anfang sehr mühsam sein. Denn wenn einmal anfängt, einen Blick auf die Bäume und Gehölze im Winter und Frühling zu werfen, fällt einem auf, wie unwahrscheinlich viele Arten und Knospenformen es gibt.
Ich musste während meines Studiums im Wintersemester einen Knospenbestimmungskurs absolvieren und es fiel mir schwer. Wir hatten 100 Arten zu lernen, die wir bei Gehölzrundgängen und als Schnittgut uns einprägen mussten und dann in der Prüfung einige davon bestimmen zu können.
Es dauerte viele Spaziergänge, bis ich mich mit der Knospenbestimmung anfreunden konnte. Ohne Blätter sind die Bäume manchmal wirklich schwierig zu erkennen. Oft sind noch Blätter am Boden vorhanden, an denen man sein Ergebnis überprüfen kann. Ansonsten hilft auch ein Blick nach oben: Wie ist die Wuchsform des Baumes?
Wer sich unsicher ist, kann auch einen Zweig abschneiden und mit nach Hause nehmen. Auf der warmen Fensterbank treiben die Blätter nach wenigen Wochen aus und dann kann man sehen, was man sich da ins Haus geholt hat.
Mittlerweile bin ich begeistert von der Vielzahl an Knospen und ihren Bestimmungsmerkmalen. Vielleicht konnte ich euch auch faszinieren. Ich lade euch ein, nach draußen zu gehen und euch zuerst mal die Bäume genauer anzusehen, von denen ihr wisst, was es ist. So könnt ihr euch mit den Knospenformen etwas vertrauter machen.
Als Hilfe habe ich einen kleinen Bestimmungsschlüssel vom Nawi-Verlag gefunden. Der ist ein guter Überblick für alle, die erstmal ohne Buch draußen unterwegs sind. Über den Link könnt ihr euch den Bestimmungsschlüssel kostenlos herunterladen, und auf eurem Winterspaziergang mitnehmen.
Und dann macht ihr euch auf die Suche nach den drei Beispielen, die ich euch gegeben habe und taucht ein, in die Welt der verzauberten Blätter und Blüten: Der Knospen.